Im Manövergebiet lauern viele Gefahren
Am Montag Höhepunkt der “Kampfhandlungen” – Gestern Probe
S t e t t f e l d – D i p p a c h. Zum Schauplatz eines konzentrierten Einsatzes der Manövereinheiten der US-Armee, der sich am heutigen Freitag wiederholen wird, wurde beim großen NATO-Manöver “Reforger II” gestern der Raum Roßstadt, Dippach und Stettfeld, als erstmals für das eigentliche Übersetzungsmanöver und den Brückenschlag über den Main das gesamte Unternehmen unter Einsatz von schweren Panzern, sonstigen Kettenfahrzeugen und Einheiten durchexerziert wurde.
Die am Manöver beteiligten US-Einheiten proben dabei für den eigentlichen Brückenschlag am Montag und die damit zusammenhängenden Kampfhandlungen, die sich vor zahlreichen NATO-Generälen und Gästen abspielen werden. Die Truppen, durch zahlreiche Schwimmpanzer unterstützt, stoßen jeweils aus den Standorten im Steigerwald in das Maintal vor, überqueren über 2 Pontonbrücken und in den Schwimmpanzern den Main, um dann in Richtung Stettfeld, Staffelbach und Baunach das Kampfgeschehen in das Gebiet nördlich von Bamberg zu verlagern.
Dieser Vorstoß vollzieht sich während starker Hubschrauberangriffe und der Tiefflüge von Düsenjägern, deren Bombenabwürfe durch automatisch gezündete Sprengsätze in dem Übungsraum und an den “Brückenköpfen” angedeutet wurden. Gestern wurde nicht nur der Düsenjägerangriff geflogen, sondern auch der Einsatz von mehr als 70 Hubschraubern demonstriert, von denen ein Teil im Manöverraum landete. Auf der Bundesstraße 26 und auf den Staatsstraßen Staffelbach – Stettfeld und Stettfeld – Baunach gab es während des Vorstoßes der Manövertruppen erhebliche Verkehrsbeschränkungen, wiel diese Straßen für die Manöverfahrzeuge gesperrt werden mussten. So ergaben sich Wartezeiten bis zu einer halben Stunde. Polizeihauptmeister Wagner als derzeitiger Inspektionsleiter befand sich mit allen seinen verfügbaren Beamten im Manövergebiet, um zusammen mit den Angehörigen der US-Militärpolizei die schwierige Verkehrsregelung zu übernehmen.
Die Polizei wiederholt nochmals eindringlich den Aufruf, das Manövergebiet nach Möglichkeit überhaupt zu meiden. Auch die Landwirte im Zentrum des Manövergebietes werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und auch keine Feldarbeiten durchzuführen, weil sie sich dabei in ernste Gefahr begeben. Heute ist bei der Wiederholung des Vorstoßes und des Rückmarsches in die Ausgangsstellungen erneut mit Straßensperrungen zu rechnen, weshalb die Bundesstraße und die Staatsstraße Stettfeld – Staffelbach zumindest zwischen 10 und 11.30 Uhr gemieden werden sollten.
Große Sorgen hat die Polizei vor allen wegen der Sprengsätze, die in der Landschaft verteilt sind und deren Wirkung offensichtlich unterschätzt wird. Gestern musste bei Stettfeld ein Mann um sein Leben rennen, als ein Satz plötzlich automatisch gezündet wurde.
Die Bauern in den Gemeinden Stettfeld, Dippach und Roßstadt sind bereits aufgefordert worden, heute und am Montag in der Zeit von 9 bis 15 Uhr keine Feldarbeiten durchzuführen. Bei dem konzentrierten Einsatz von Hubschraubern muß immer mit einem Unfall gerechnet werden.
Der Höhepunkt des Manövers in unserem Raum wird am Montag erwartet, da an diesem Tag der eigentliche Brückenschlag stattfinden wird. Der erste Angriff ist gegen 10.30 Uhr vorgesehen. Anschließend werden dann sämtliche Manövertruppen bei Dippach über den Main gehen und sich aus dem Landkreis Haßfurt in Richtung Bamberg und Grafenwöhr absetzen. An diesem Hauptkampftag ist deshalb größte Vorsicht geboten.
Hassfurter Tagblatt vom 16. Oktober 1970
Quelle: Hassfurter Tagblatt
Gigantische Kulisse aus Krach und Abgasen
In ununterbrochener Reihenfoge rollten Panzer ins Übungsgebiet
H a ß f u r t. Das gegenwärtige auf vollen Touren laufende Manöver der US-Streitkräfte “Reforger II” hat hauptsächlich die Städte und Gemeinden des Landkreises erfaßt, die im Maintal und an seinem Rand liegen. Dabei wurde gestern in der Kreisstadt selbst ein erster Höhepunkt der rollenden Kolonnen erreicht.
Mag es auch für Augenblicke ein recht imposanter Anblick sein, wenn die ungeheueren Stahlkolosse der Panzer und der Kettenfahrzeuge mit aufmontierten Brückenteilen durch die Straßen der Stadt donnern, so stellen sie doch auf die Dauer eine fast unerträgliche Belästigung für die Bevölkerung dar. Mit ungeheurem Getöse heulen die Motoren auf, blockieren die Kolonnen den Straßenverkehr und zermahlen die Gehsteige. Auf der Rathauskreuzung in Haßfurt wurde gestern nachmittag die Fahrbahn von den unzähligen, um 90 Grad schwenkenden Panzern abradiert. Die für die Abwicklung des Verkehrs mit Soldaten der Militärpolizei eingesetzten Beamten der Landpolizei verschwanden teilweise in einer schwarzen Auspuffwolke, die sich wie Ruß durch die Straßen der Stadt wälzte.
Mehrere hundert Tonnen Stahl, die sich laufend in Richtung Mainbrücke schoben, ließen die Häuser in ihren Grundfesten erzittern, un selbst das Schauspiel eines infernalischen Kraches konnte die Frage nicht verstummen lassen, warum diese Gegend eigentlich alljährlich zum Manövergebiet der US-Truppen besucht wird. Die Verstimmung erreicht noch einen Höhepunkt, wenn man bedenkt, daß nun beide Maintalstraßen blockiert sind, durch Panzer und Rübenfahrzeuge, die selbst in diesem scheinbaren Chaos verzweifelt nach einem Vorwärtskommen suchen.
Es wird abzuwarten sein, was die nächsten Tage dieses Manövers bringen, das sich hoffentlich recht bald aus dem Raum des Maintals in Richtung Grafenwöhr verlagern möge, wo man auf dem Truppenübungsplatz wohl genügend Raum hat, Pferdestärken und Kaliber sich austoben zu lassen.
Erhebliche Verkersbeschränkungen
Das US-Manöver “Reforger II” erreicht nun nach einer Mitteilung der LP-Inspektion im Landkreis seinen Höhepunkt. Es sind deshalb erhebliche Verkehrsbeschränkungen zu erwarten. Starke US-Verbände werden vor allem am 15., 16. und 19. Oktober zwischen 6.30 und 8 Uhr und zwischen 24 und 2 Uhrauf den Kreisstraßen zwischen Weisbrunn, Lembach und Dippach, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr auf der B 26 zwischen Roßstadt und Dippach und zur gleichen Zeit auch zwischen Stettfeld und Staffelbach verkehren. Außerdem werden am 19. Oktober zwischen 10.30 bis 12 Uhr schwere gepanzerte US-Verbände über die Flutbrücke nach Haßfurt und weiter in Richtung Königsberg rollen. Wegen des großflächigen Manöverraumes ist es nicht möglich, Verkehrsumleitungen durchzuführen. Die Kraftfahrer und besonders die Zuckerrübenbauern werden gebeten, zu den angegebenen Zeiten das Manövergebiet zu meiden.
Wonfurt – Horhausen beleuchtete nochmals Bgm. und Kreisrat Toni Voit aus Obertheres, der vor allem für eine bessere Sicherung der Brückenabfahrt plädierte. Dieses Problem wird, wie Landrat Keller versicherte, in der nächsten Sitzung des Kreistages an die Vertreter der Straßenbaubehörde herangetragen.
Hassfurter Tagblatt vom 14. Oktober 1970
Quelle: Hassfurter Tagblatt
US-Herbstmanöver beginnt schon
D i p p a c h. Im vollen Gange sind die Vorbereitungen für das große Herbstmanöver der US-Armee, das bereits starke Truppenbewegungen aus dem Raume Stuttgart und Heilbronn für die Bereitstellungsräume zwischen Schweinfurt und Kitzingen ausgelöst haben soll. Der Höhepunkt der Übung wird am 8. Oktober mit einem dreifachen Brückenschlag über den Main erwartet, worauf sich die Kampfhandlungen bis in den Raum Grafenwöhr fortsetzen dürften. Bei den Übungen werden rund 30 000 Soldaten mit 2 700 Kettenfahrzeugen und 7 000 anderen Armeefahrzeugen eingesetzt.
Hassfurter Tagblatt vom 04. Oktober 1970
Quelle: Hassfurter Tagblatt