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Tag: NATO

Generalprobe für einen eindrucksvollen Mainübergang – Teil 1

Generalprobe für einen eindrucksvollen Mainübergang – Teil 1

Am Montag Höhepunkt des amerikanischen Manövers bei
Dippach und Roßstadt – Größter militärischer Aufmarsch

R o ß s t a d t  –  D i p p a c h. Der große Aufmarsch der Panzerverbände, der Infanterieeinheiten und anderer Truppen, der sich gestern bei starken Hubschrauber-Attacken und unter Einsatz von mehreren Düsenjägern der US-Air Force im Raum Dippach, Roßstadt und Stettfeld vollzog, war für die rund 30 000 beim Natomanöver “Reforger II” eingesetzten Soldaten die letzte große Generalprobe für den eigentlichen Brückenschlag am Main, der für Montag um 9.30 Uhr in Fortsetzung der Kampfhandlungen in den Coburger Raum und nach Grafenwöhr vorgesehen ist.

    Auf der großen Stahlrohrtribüne, die zwischen den beiden Übergangsstellen unmittelbar am Main aufgestellt wurde und die rund 500 Personen einen Sitzplatz bietet, saßen gestern zahlreiche US-Soldaten, die mit Omnibussen antransportiert worden waren und die an großen Schautafeln vor dem Beginn des eigentlichen Übersetzungsmanövers mit der Lage im Raume Hassfurt und Bamberg vertraut gemacht wurden. Den US-Angehörigen und ihren Offizieren wurden dabei sämtliche Fahrzeuge, Panzer und Handfeuerwaffen vorgestellt, die während dieses großen Manövers zum Einsatz gelangen.

    Am Montag werden auf dieser Tribüne zahlreiche Gäste aus dem NATO-Raum Platz nehmen, um so in unmittelbarer Nähe den Ablauf des Brückenschlags über den Main verfolgen zu können, während die Divisions-Kommandeure auf einem Turm das Geschehen verfolgen können. Da Parkplätze für ca. 500 Fahrzeuge und rund 30 Omnibusse angelegt worden sind, dürften mehr als 1000 Beobachter zu diesem militärischen Schauspiel erwartet werden, das gestern auch bereits von hohen Offizieren der Bundeswehr in seinem impossanten Ablauf verfolgt werden konnte.

Zum 2. Teil von: Generalprobe für einen eindrucksvollen Mainübergang

Hassfurter Tagblatt vom 17. Oktober 1970

Quelle: Hassfurter Tagblatt

Generalprobe für einen eindrucksvollen Mainübergang – Teil 2

Generalprobe für einen eindrucksvollen Mainübergang – Teil 2

Zum 1. Teil von: Generalprobe für einen eindrucksvollen Mainübergang

    Der Brückenschlag wird von der Luftwaffe vorbereitet, die im Tiefflug das nördliche Mainvorland mit Bomben belegen und mit Bordwaffen bestreichen und bei ihrem mehrmaligen Anflug den Himmel mit donnernden Getöse erfüllen wird. Die nächste Angriffswelle gegen den Feind am nördlichen Mainufer wird durch Hubschrauber ausgelöst, die ebenfalls mit Bordwaffen und Raketen ausgerüstet sind und die Bildung des nördlichen Brückenkopfes vorbereiten. Noch imposanter wirkt der Anflug der fünf Hubschrauberverbände, die mit ihren Gasturbinen die Einnebelung des nördlichen Maintales übernehmen. Die mehr als 30 Maschinen befinden sich noch in Sichtweite, wenn mit weiteren Hubschraubern bereits die ersten Stoßtrupps nördlich des Mains abgesetzt werden, die sich an das Mainufer vorarbeiten und die ersten Gefangenen aufbringen. Inzwischen werden sich von Roßstadt und Dippach her die ersten Schwimmpanzer in Marsch setzten,  die an sechs Stellen den Main überqueren und in das nördliche Hinterland vorstoßen, während in Höhe der beiden Brückenköpfe die für die Flugzeugabwehr ausgestatteten Schwimmpanzer Position beziehen. Die zahlreichen Panzer befinden sich teilweise noch im Fluß, wenn schon die großen Amphibienfahrzeuge in den Main einfahren und mit dem Bau der beiden Potonbrücken beginnen.

    Damit war auch gestern den US-Truppen binnen 30 Minuten der Brückenschlag über den Main geglückt. Pausenlos rollten über 5 Anmarschwegen die schweren Kampfpanzer an. Die stählernen Kolosse bewegten sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit im Gelände. Ihnen folgten die Schützenpanzer und Raketenfahrzeuge, um in Richtung Staffelbach den Vorstoß in den Bamberger und Coburger Raum zu beginnen. Mit Lastenhubschraubern wurden zur gleichen Zeit Jepps und Ausrüstung für die “kämpfende” Truppe  in den neuen Manöverraum geflogen, worauf dann während der laufenden Übersetzungsmaßnahme auch das Helicopter-Geschwader seinen neuen Standort in den nördlichen Manöverraum des Maintals verlagerte. Sämtliche Manövertruppen stießen gestern aus Roßstadt und Dippach kommend auf die beiden Brückenköpfe vor, um von der Bundesstraße aus dann in die fünf Zufahrten zu den Pontonbrücken einzuschwenken. Flurschäden ließen sich im Raume Roßstadt, Dippach, Stettfeld und Staffelbach nicht vermeiden, weil die Manövertruppen in diesem Raum quer durch das Geländes vorstoßen musste, um den Mainübergang zu schaffen.

   Für die Bevölkerung des Manöverzentrums ist dies das größte militärische Schauspiel seit dem letzten Kriege, das auch für die Staßen nicht ohne Folgen bleiben wird. Was am Donnerstag und Freitag noch Vorbereitung war, wird am Montag nun abschließend und vor kritischen Beobachtern demonstriert, so daß dieser kommende Brückenschlag noch mit viel stärkerer Intensität vorgetragen wird. Weil nach diesem neuerlichen Brückenschlag die Panzer und Fahrzeuge nicht mehr in Ihre Ausgangsstellen zurückkehren, sondern den Landkreis verlassen werden, dürften die Manöverfahrzeuge der US-Truppen an diesem Montag die Straßen im oberen Teil des Landkreises noch mehr belasten, so daß sich die Kraftfahrer nochmals auf längere Straßensperren einrichten müssen, die vor allem auf der Bundesstraße 26 und auf der Staatsstraße Stettfeld – Staffelbach wirksam werden.

Hassfurter Tagblatt vom 17. Oktober 1970

Quelle: Hassfurter Tagblatt